Operative Entfernung von Weisheitszähnen

Allgemeines

 

Die Entfernung von Weisheitszähnen ist der am häufigsten durchgeführte oralchirurgische Eingriff. Der Weisheitszahn ist der achte und damit letzte Zahn auf jeder Seite im Ober- und im Unterkiefer. Im Laufe der Evolution verkürzten sich beim Menschen die Kieferkörper, mit der Folge, dass für den letzten Zahn in der Reihe nicht mehr genügend Platz zur Verfügung steht, um sich in die Zahnreihe einzustellen. Nur zu einem geringen Prozentsatz entspricht die Durchbruchsrichtung der Weisheitszähne den übrigen Zähnen. Sehr häufig liegen die Weisheitszähne mehr oder weniger quer im Kiefer (Abbildung). Die komplizierte Durchbruchsrichtung zusammen mit dem Platzmangel führen häufig zu Problemen, so dass eine chirurgische Entfernung notwendig wird.

 

Abbildung:
Quer im Kiefer liegende untere Weisheitszähne mit unterschiedlichen Durchbruchsrichtungen.

Wann ist es sinnvoll bzw. notwendig, einen Weisheitszahn zu entfernen?

Die Notwendigkeit einer Weisheitszahnentfernung ergibt sich in erster Linie aus dem Platzmangel an sich oder aus krankhaften Veränderungen des Zahnes selbst oder seiner Umgebung. Zu den wichtigsten gehören entzündliche und meist schmerzhafte Beschwerden am Zahnfleisch während eines erschwerten Zahndurchbruchs, kariöse Veränderungen, Resorptionen an den Nachbarzähnen und Entwicklung von Zysten. Häufig werden Weisheitszähne aus prophylaktischen Gründen entfernt, ohne dass zu dieser Zeit Probleme oder Beschwerden vorliegen. Der Sinn ist, mögliche weisheitszahnbedingte Probleme zu einem späteren Zeitpunkt zu verhindern. Die prophylaktische Entfernung erfolgt meist im Alter zwischen 14 und 18 Jahren. In dieser Phase ist der Eingriff besonders sinnvoll, da das Wurzelwachstum der Weisheitszähne noch nicht vollständig abgeschlossen ist und der chirurgische Aufwand und damit auch die Komplikationsrate geringer sind, als zu einem späteren Zeitpunkt.

 

Wie sieht der operative Eingriff aus?

Die Entfernung der Weisheitszähne erfolgt in Abhängigkeit vom chirurgischen Schwierigkeitsgrad und der damit verbundenen Dauer des Eingriffs sowie der Anzahl der zu entfernenden Zähne entweder in Vollnarkose, in Sedierung oder in Lokalanästhesie. Prinzipiell können ein, zwei oder alle vier Weisheitszähne in einer Sitzung entfernt werden. Nur in seltenen Fällen ist es möglich, den Weisheitszahn ohne weiteres mit einer Zange zu entfernen. Meist ist es notwendig, mit einem kleinen Schnitt die Schleimhautoberfläche zu durchtrennen und anschließend etwas Knochen abzutragen, um den Weisheitszahn darzustellen. Anschließend wird dieser herausgehebelt, die Wunde gespült und mit einer Naht verschlossen. Beim Heraushebeln des Zahnes verspürt der Patient unter Umständen ein unangenehmes Druckgefühl. Intraoperative Schmerzen gehören zur Ausnahme.

Während im Oberkiefer die Wunde dicht verschlossen wird, ist es im Unterkiefer sinnvoll, die Wunde mit einem kleinen Gazestreifen offen zu halten, damit Wundsekrete abfließen können. Dies senkt das Risiko einer postoperativen Wundinfektion. Die Nähte werden nach einer Woche entfernt.

 

Welche Komplikationen können während und nach der Operation auftreten?

Zu dem typischen postoperativen Bild gehören eine Wangenschwellung und Einschränkung der Mundöffnung (Kieferklemme). Postoperative Schmerzen kann man mit einem Schmerzmittel in der Regel gut in den Griff bekommen. Die Schwellung und die Kieferklemme nehmen 2 bis 3 Tage zu, um dann bis zum etwa 7. postoperativen Tag meist vollständig anzuklingen.

Gelegentlich wird nach der Operation die Entwicklung eines Blutergusses beobachtet, der zwar ästhetisch unschön, aber medizinisch gesehen meist harmlos ist.

Eine starke intraoperative Blutung ist eine seltene Komplikation. Bei sehr tief und kompliziert liegenden unteren Weisheitszähnen ist aufgrund einer sehr engen Beziehung zum Unterkiefernerv dessen Verletzung nicht völlig ausgeschlossen. Dies kann in einem Taubheitsgefühl der Lippe und des Kinns resultieren, das unterschiedlich lang anhalten kann. Auch eine Verletzung des Zungennervs stellt, wenn auch sehr selten beobachtet, ein mögliches Risiko dar.

 

Welche Medikamente werden im Rahmen der Weisheitszahnentfernung verordnet?

Die Einnahme eines Schmerzmittels ist fast immer notwendig. In unserer Praxisklinik empfehlen wir darüber hinaus eine einmalige Einnahme eines Antibiotikums ein bis zwei Stunden vor dem Eingriff. Dies kann, wie aus seriösen wissenschaftlichen Studien hervorgeht, das Risiko einer postoperativen Wundinfektion vermindern. Darüber hinaus kann die Gabe eines Corticoid-Präparates über einen Zeitraum von 3 Tagen die postoperativen Beschwerden (Schwellung und Kieferklemme) deutlich reduzieren.

 

Wie muss man sich nach der Operation verhalten?

Informationen zum Verhalten nach dem Operativen Eingriff bietet unser Merkblatt.

 

Wie lange ist man nach der Operation körperlich beeinträchtigt?

Wann ein Patient sich nach dem Eingriff wieder fit fühlt, hängt zum einen vom Umfang und Dauer der Operation, zum anderen aber auch sehr stark von seiner individuellen körperlichen Verfassung ab. Eine Prognose im Einzelfall ist nur sehr schwierig möglich. In der Regel ist man aber nur für ca. 2-3 Tage nur bedingt oder gar nicht arbeitsfähig.