Therapie von Kiefer- und Weichteilzysten
Allgemeines
Eine Zyste ist ein flüssigkeitsgefüllter Hohlraum, der von einer dünnen weichgeweblichen Wand, dem sog. Zystenbalg umgeben wird. Eine Zyste entsteht meist auf dem Boden einer Entzündung und hat eine kontinuierliche Tendenz zum Wachstum. Unbehandelt verdrängt und zerstört eine Zyste das benachbarte gesunde Gewebe. In der Mundhöhle kann sich dies in Form von Zahnlockerungen, Schwächung des Knochens bis hin zu Spontanbrüchen und der Verdrängung von bestimmten Strukturen, wie z.B. der Kieferhöhle und des Nasenganges, führen. Eine etwas seltenere Form bilden die Weichteilzysten, die sich in der Mundhöhle meist im Bereich der Lippe und des Mundbodens befinden und als Speichelretentionszysten durch Verlegung eines Speicheldrüsenganges entstehen.
Abbildung: Speichelretentionszyste in der Unterlippe
Meist wächst eine Zyste lange Zeit unbemerkt, ohne Beschwerden zu verursachen. Häufig wird sie entweder als Zufallsbefund auf einer Röntgenübersichtsaufnahme entdeckt. Gelegentlich infiziert sich eine Zyste und führt dann zu Beschwerden. Nur in extrem seltenen Fällen kommt es zur Bildung eines bösartigen Tumors in einer Zyste. Nicht zuletzt deshalb erfolgt standardmäßig – nicht nur bei Zysten, sondern fast allen Gewebeentnahmen aus der Mundhöhle – eine histologische Untersuchung des Gewebes durch einen Pathologen.
Abbildung: Knochenzyste nach chirurgischer Entfernung (a), pathohistologischer Aufbereitung (b) und Untersuchung unter dem Lichtmikroskop (c).
Therapie
Eine medikamentöse Behandlung einer Zyste ist nicht möglich. Eine Zyste erfordert immer einen chirurgischen Eingriff. Bei der Behandlung von Zysten werden zwei prinzipiell unterschiedliche Verfahren angewendet:
- Die Zyste wird komplett mit ihrem Zystenbalg entfernt und die Wunde dicht verschlossen. Je nach Größe des entstandenen Hohlraums kann es sinnvoll sein, diesen mit körpereigenem Knochen aus einer anderen Region auszufüllen, um die Abheilung zu verbessern bzw. eine Wundheilungsstörung zu vermeiden.
- Die Zyste wird nur eröffnet, gespült und tamponiert. Bei diesem Verfahren heilt die offene Zyste fast vollständig spontan aus. Allerdings ist je nach Größe der Zyste der Zeitraum der Nachbehandlung unterschiedlich lang. Bei extrem großen Zysten kann diese auch einige Monate andauern. Eine Nachoperation ist manchmal notwendig, um den restlichen Zystenbalg vollständig zu entfernen.
Informationen zum Verhalten nach dem Operativen Eingriff bietet unser Merkblatt.
Unabhängig vom Operationsverfahren ist die Wahrscheinlichkeit, dass es an der gleichen Stelle erneut zu einer Zystenbildung kommt mit Ausnahme einer seltenen Zystenart (Keratozyste, neue Bezeichnung: KZOT), die in der Regel im Bereich des Kieferwinkels auftritt, sehr gering. Eine etwas höhere Wahrscheinlichkeit des Wiederauftretens haben Speicheldrüsenretentionszysten.